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Staycation – Wanderungen durch die Mark Brabant (1)

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Von Michael Stabenow.

Als „Wanderprovinz“ bezeichnet sich die Brüssel umringende Provinz Flämisch-Brabant. Untermauern soll diesen Ruf eine Broschüre mit dem Titel „Wandelen in Vlaams Brabant, da´s BUITEN gewoon“. Sie enthält Beschreibungen zu nicht weniger als 24 Rundwanderungen.

Als „Wanderprovinz“ bezeichnet sich die Brüssel umringende Provinz Flämisch-Brabant. Untermauern soll diesen Ruf eine Broschüre mit dem Titel „Wandelen in Vlaams Brabant, da´s BUITEN gewoon“. Sie enthält Beschreibungen zu nicht weniger als 24 Rundwanderungen.

Wer die Wanderschuhe schnürt, spürt rasch, dass die Selbstbeweihräucherung der Provinz nicht jeglicher Grundlage entbehrt. Die vorgeschlagen Routen vermitteln eindrucksvoll die landschaftliche und kulturelle Vielfalt einer Region, die viele Bewohner Brüssels nur vom Durchfahren kennen. Zu den Routen zählen einige „Klassiker“, wie die „Warande-Wanderung“ rings um das renovierte Afrika-Museum in Tervuren oder die „Königliche Wanderung“ im nahegelegenen Wald „Arboretum“. Nur Eingeweihten bekannt sein, dürften hingegen die vorgeschlagenen Rundwanderungen in Galmaarden oder Landen.

Nachstehend finden sich Eindrücke von fünf in der Broschüre aufgeführten Wanderrouten. Da die Wege oft auf und ab, über Stock und Stein und manchmal durch auch im Sommer ausgesprochen feuchtes Gelände führen, ist festes Schuhwerk zu empfehlen. Viele der Wege, in Belgien nicht weiter verwunderlich, führen an Gaststätten unterschiedlichster Art vorbei. Damit auch in diesen Zeiten meist für das leibliche Wohl der Wanderer (und gemächlichen Spaziergänger) gesorgt ist. Ein Großteil der Routen ist durch die in Flandern üblichen rotweißen „Knotenpunkte“ markiert; in einigen Fällen muss man sich mit größeren sechseckigen – ebenfalls rot-weißen – Beschilderungen begnügen.

1. Antitankgrachtwandeling (Länge: 11,7 Kilometer, Ausgangspunkt: Sporthal Den Dijk, Dijkstraat 1, 3150 Wespelaar)

Benannt ist der Rundweg nach einem kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und dem Überfall Deutschlands auf Belgien  ausgehobenen Panzerabwehrgraben. Daran führt die Route, die zum Teil durch ein Naturschutzgebiet verläuft, über gut drei Kilometer entlang. Man sollte sich nicht durch den eher unattraktiven Startpunkt an einem Sportkomplex und die ersten hundert Meter entlang einer Hauptstraße entmutigen lassen. Rasch biegt die flache Wanderroute rechts ab in ein verwunschen wirkendes Waldgebiet, in dem allenfalls Warnhinweise zu einem „aggressiven Mäusebussard“ das idyllische Bild ein wenig trüben. Anschließend führt der Weg durch das Zentrum des Städtchens Haacht mit seiner Sint-Remigius-Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Aus der Ortsmitte kommend erreicht man über freies Gelände und nicht asphaltierte Wege den Panzerabwehrgraben. Das letzte Teilstück des Weges führt, zum Teil über Knüppeldämme an kleinen Gewässern entlang, wieder durch den Wald zum Ausgangspunkt zurück.

2. Broekemwandeling (Länge: 10 Kilometer, Ausgangspunkt: Kasteel van Horst, Horststraat 28, 3220 Sint-Pieters-Rode)

Das beeindruckende, wegen Renovierungsarbeiten voraussichtlich erst 2024 wieder für Besucher zugängliche mittelalterliche Wasserschloss von Horst bildet den Ausgangspunkt für eine ausgedehnte Wanderung, meist auf Feld- und Waldwegen. Höhepunkt – in doppelter Hinsicht – ist der im Südosten der Route gelegene „Troostemberg“-Mischwald. Das Naturschutzgebiet ist nach der gleichnamigen Familie benannt, die das Waldgebiet mit seinen Hohlwegen vor einigen Jahrzehnten für Besucher freigegeben hat. In einem versteckten Winkel befindet sich die, jeweils Donnerstag bis Sonntag geöffnete, Brasserie „Gempemolen“. Dort können Ausflügler etwas mehr Ruhe finden als in der gelegentlich – vor allem an Wochenenden – überlaufenen Gartenwirtschaft am Schloss von Horst.

3. Kruisborrewandeling (Länge: 9 Kilometer, Ausgangspunkt: Hopmarkt, 1730 Asse)

Auf den ersten Blick wirkt das, vor den nordwestlichen Toren Brüssels gelegene, Städtchen Asse wie ein Ort, den Fußgänger absolut meiden sollten. Doch der hässliche Eindruck der von Läden, Tankstellen  und Werkstätten gesäumten Anfahrtsstraße zum Zentrum trügt. Nach den ersten hundert, durch Wohnstraßen führenden Metern, erwarten den Wanderer weitgehend nicht asphaltierte Wege durch hügeliges und fruchtbares Ackerland, gesäumt von Weiden und Bauernhöfen. Es liegt mehr als ein Hauch von „Pajottenland“ in der Luft – jenem weiter südlich gelegenen und ebenfalls mit einem sehr guten Wanderwegenetz lockenden Brabanter Landstrich. Kern des Wanderwegs ist der auch als Wallfahrtsroute genutzte „Kapellekensweg“, der seinen Namen der Fülle kleiner Kapellen auf der Strecke verdankt. Hauptsehenswürdigkeit ist die aus dem Jahr 1622 stammende „Kruisborrekapel“, nach der die Rundwanderung benannt ist. Wer nicht in dem am Weg gelegenen Gasthof „De Koekoek“ einkehren möchte, gelangt alsbald zum Weiler Asbeek und über eine klassische belgische Kopfsteinpflasterstraße sowie anschließend querfeldein zum Ausgangspunkt in Asse zurück.

4. Norbertijnenwandeling (Länge: 9,1 Kilometer, Ausgangspunkt: Nobertijnenabtij Averdode, Abdijstraat 1, 3271 Averbode)

Der Ausgangspunkt befindet sich an der ursprünglich im Jahr 1135 gegründeten, prächtig renovierten Prämonstratenserabtei in Averbode. Dass der erste Teil, des in Form einer acht um die Abtei markierten Wegs, durch die Provinz Limburg führt, mag manche Flämisch-Brabant-Puristen ein wenig irritieren. Aber auch sie dürften rasch Gefallen an den meist über sandigen Wald- und Heidegrund führenden Wegen finden. Nach einem weiten Schlenker nach Osten geht es an einem flachen, auch von Radfahrern genutzten, breiten Weg zum Ausgangspunkt zurück. Während zur Linken große Teiche inmitten einer ausgedehnten Parkanlage auftauchen, geben rechts die Bäume an einigen Stellen prächtige Blicke auf die Abtei frei. Man kann in die Abteikirche hineinschauen oder in der nahegelegenen Gastwirtschaft sowie dem Laden mit örtlichen Bier- und Käsespezialitäten einen Zwischenstopp einlegen und kommt dann, nach dem Überqueren einer Hauptstraße, in ein hügeliges Naturschutzgebiet. Bei der Mischung aus Sandwegen, Kiefern, Eichen und kleinen Gewässern kann man fast vergessen, dass man in Belgien ist und nicht etwa irgendwo auf den Spuren von Theodor Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. Da der Rundweg nicht nur weitgehend aus Naturpfaden besteht, sondern auch viel Schatten bietet, empfiehlt er sich besonders an heißen Sommertagen.

5. Wijngaardbergwandeling (Länge 7,3 Kilometer, Ausgangspunkt: Bezoekerscentrum van de Hagelandse Wijn, Kerkstraat 16, Wezemaal (Rotselaar)

Das nördlich und östlich von Löwen gelegene Hageland zeichnet sich in Zeiten der Erwärmung der Erdatmosphäre durch eine zunehmende Anzahl von Weinbergen aus. Dieser Rundweg, dessen Ausgangs- und Endpunkt sich im putzigen Ortskern des Dorfs Wezemaal befindet, veranschaulicht, dass man in der Region große Hoffnungen in den Rebensaft setzt. Kurz nach Verlassen der Dorfmitte führt der Weg zum steil aus der Ebene herausragenden „Wijngaardberg“, wo die Geschichte des Brabanter Weinbaus bis ins späte Mittelalter zurückreicht. Neben einem älteren Weinberg gibt es auch neue Anpflanzungen. Hinter einem bewaldeten Stück stößt man auf einem Plateau nicht nur auf Obstbäume, sondern auch eine rund 1,5 Kilometer lange, aus örtlichen rötlichen Eisensandsteinen im Jahr 1815 angehäufte „Weinmauer“. Diese soll die am Südhang des Hügels gelegenen Reben vor kalten Winden schützen. Der Rückweg über die Nordseite, an der sich ebenfalls manch schönes Panorama bietet, verläuft überwiegend durch bewaldetes Gebiet. Vor dem Abstieg nach Wezemaal führt der Weg zwischen Buchen hinauf zum meterhohen „Heilig Hart“-Standbild. Wo einst eine Windmühle stand, breitet seit 1926 ein unter den dem Eindruck der Grauen des Ersten Weltkriegs dort errichteter, steinerner Jesus seine Arme schützend über die in der Ebene wohnenden Dorfbewohner aus.

 

Die Veröffentlichung ist über das Internet (kostenlose zuzüglich Versandkosten von 2,76 Euro) unter https://www.toerismevlaamsbrabant.be/thema/dewandelprovincie/ ,aber auch in Gemeindeverwaltungen der Provinz (dort kostenlos) zu beziehen.


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